Am 9. November waren wir mit unserer 1. Mannschaft bei Caissa Kassel zu Gast. Von der DWZ an den hinteren Brettern ziemlich ausgeglichen, an den vorderen Brettern eine leichte Überlegenheit – damit war der Plan klar und einfach: Hinten halten wir das alles ausgeglichen, vorne holen wir den Sieg.
Als erstes holt Tilman Heisterhagen ein remis. Ganz nach Plan, die anderen Bretter stehen ausgeglichen. Hier die Kasseler mit minimalen Vorteilen, da die Hersfelder mit minimalen Vorteilen. Nur Markus Schmidt hat gegen Wolfgang Haase eine chaotische Stellung. Keine Ahnung ob oder wer da besser steht.
Dann verliert Vanessa Krauße eine Leichtfigur. Zwar bekommt sie 2 Bauern dafür und kann die Partie fortsetzen, aber objektiv dürfte die Partie klar verloren sein.
Es folgen einige weitere Remisen. Damit auch immer weniger Partien an denen wir den vollen Punkt holen können… Einziger Lichtblicke: Bernd Wildner bekommt am 1. Brett Oberwasser – hier könnte was gehen. Markus Schmidt hat immer noch seine Chaosstellung – hier ist alles möglich.
Und Vanessa wehrt sich immer noch – und steht objektiv immer noch klar auf Verlust.
Schließlich gewinnt Bernd seine Parte. Damit gehen wir in Führung. Dann endet auch die Partie vom Markus mit einer Punkteteilung. Jetzt laufen nur noch die Partien vom Bernd Schnitzlein (klares Remisendspiel) und Vanessa Krauße (Immer noch objektive Verluststellung)
Wir führen mit 3,5:2,5, aber innerlich finden wir uns schon mit einem 4:4 ab – wo soll der nötige Punkt zum Mannschaftssieg auch herkommen?
Dann unterläuft Bernd Schnitzlein ein Schnitzer. Er bringt sich versehentlich selbst in Zugzwang.
Jetzt wären wir mit einem 4:4 schon richtig glücklich, aber selbst dafür müsste irgendwie ein halber Punkt vom Himmel fallen.
Bernd denkt sich lange in die Stellung rein, opfert einen Bauern – und baut sich eine Festung. Der Gegner versucht noch einige Zeit eine Schwachstelle zu finden, aber die Festung hält. Remis – damit führen wir 4:3.
Glück gehabt ? Natürlich ist das Stellungsglück, wenn nach so einem Fehlgriff noch eine Festung in der Stellung steckt. Aber man muss diese versteckte Möglichkeit auch erkennen – nur Stellungsglück alleine ist unzureichend. Bernd war der einzige im Raum, der die Festung erspäht hat!
Und Vanessa spielt immer noch.
Hier wird langsam die Bedenkzeit knapp . Vanessa liegt noch bei ungefähr fünf Minuten, ihr Gegner muss schon mit den 30 Sekunden Inkrement zurechtkommen. Auch stellungsmäßig hat sich etwas getan. Sie hat einen Bauern abgegeben, aber dafür hat sie jetzt einen gefährlichen Freibauern. Das sieht jetzt tatsächlich so aus, als wenn der Freibauer den Springer egalisiert und die Stellung remis ist. Springer ist deutlich mehr als Bauer, vielleicht gibt es für den Gegner mit sehr genauen Zügen noch einen Weg zum Sieg… aber wenn man nur noch von 30 sec Inkrement lebt, ist es schwer viele sehr genaue Züge zu finden. Und ist mit Risiko verbunden: Ein ungenauer Springerzug und Vanessas Freibauer könnte auch gewinnen.
Vanessa Gegner beschließt nicht mit dem Feuer zu spielen und bietet remis an. Endstand 4,5:3,5 für Hersfeld.
Glück gehabt? Natürlich hat es etwas mit Glück zu tun, wenn der Gegner den Gewinnweg nicht findet. Aber nur Glück alleine reicht nicht. Dass Vanessa hat über einen sehr langen Zeitraum immer wieder Möglichkeiten gefunden, ihren Gegner Steine in den Weg zu legen und Nebelkerzen zu werfen. Dies hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ihr Gegner vom Weg abgekommen ist.
Kurzfassung:
Wir haben den Plan umgesetzt. Am 1. Brett gewonnen, die anderen 7 Bretter remis. So langweilig kann Schach sein.
