Zentrale Lager 2025

Zentrale Lager ? – Was ist das eigentlich, werden sich jetzt vermutlich manche Neueinsteiger bzw deren schachunerfahrene Eltern fragen. Das Zentrale Lager sind die Hessischen Jugendeinzelmeistershaften in den Alterklassen U10-U18 eingebettet in einer Woche Spaß und Freizeitprogramm.

Und warum heißen dann die Hessischen Jugendeinzelmeisterschaften nicht einfach Hessische Jugendeinzelmeisterschaften? Dazu eine kleine Erklärung, die mit ein anderer Trainer vor mehr als 25 Jahren gegeben hat (Achtung Hörensagen, für den absoluten Wahrheitsgehalt kann ich mich nicht verbürgen): Früher wurden die einzelnen Altersklassen alle an verschiedenen Wochenenden ausgespielt. Nun wurde beschlossen alle Altersklasse in einer Woche in den Osterferien auszuspielen und dabei ein großes Freizeitprogramm zu schaffen. Gute Idee, aber das zuständige hessische Ministerium hat sich auf dem Standpunkt gestellt: Spitzensport (Es geht hier immerhin für die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft) und großes Freizeitprogramm vertragen sich nicht. Wenn das so bleibt, werden die Fördermittel gestrichen. Der damalige Vorsitzende der Hessischen Schachjugend kam auf die geniale Idee: Wir nennen das Kind einfach Zentrales Lager und deklarieren neu: Es ist jetzt keine Meisterschaft mit Freizeitprogramm, sondern ein Freizeitprogramm, bei der so nebenbei auch die Hessischen Jugendeinzelmeisterschaften gespielt werden. Damit ist das wieder förderfähig, darf aber halt nicht Hessische Jugendeinzelmeisterschaft heißen.

Nun aber zum Zentralen Lager 2025 mit Wilhelm Schimming in der Altersklasse U10 und Alana Prendel in der Altersklasse U16w:

Die U10 wurde vom 04.April bis 06.April ausgetragen. Der Zeitplan in dieser Altersklasse sieht schon recht straff aus: Freitag Anreise bis 15:00 Uhr, 1. Runde 16:00 Uhr, 2. Runde 18:30. Samstag nach dem Frühstück Runde 3+4, Mittagessen, Runde 5, 15:30-18:00 Uhr Wahlweise Blitzturnier oder Schwimmbadbesuch, nach dem Abendessen Freizeitprogramm (Thema Weltraum), Sonntag: Nach dem Frühstück Runde 6 und 7, Mittagessen, Siegerehrung und Abreise. Bei diesem straffen Zeitplan muss man allerdings bedenken: In der U10 sind die meisten Partien bereits nach einer halben Stunde bereits beendet, so dass zwischen den einzelnen Runden viel Zeit für Freizeitaktivitäten bleibt. Nur die kleine Minderheit, die ihre Bedenkzeit auch wirklich ausnutzen, haben tatsächlich einen straffen Zeitplan.

Wilhelm gehört zweifelsohne zu dieser Minderheit. Ziel: Hessischer Meister werden und sich für die deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. In der U10 qualifizieren sich diese Jahr 3 Spieler und wenn Wilhelm nicht alles schafft: Die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft ist letztlich wichtiger als der Pokal.

Schon die erste Runde läuft nicht gut. Er kommt mit der für ihn ungewohnten Bedenkzeit (60 min pro Partie + 3 sec Inkrement) nicht zurecht und verliert durch Zeitüberschreitung. Jetzt beginnt die Aufholjagt: Runde 2 wird gewonnen, Runde 3 wird gewonnen, Runde 4 wird gewonnen, Runde 5 wird…. Nein. noch immer hat Wilhelm Probleme mit der Zeiteinteilung und verliert wieder durch Zeitüberschreitung. Mit 5 aus 7 ist der Meistertitel und Pokal nicht mehr erreichbar. In Runde 6 muß er sich mit einem remis begnügen… Jetzt darf in der Schlußrunde nichts mehr schiefgehen, sonst ist die Quali für die Deutsche auch weg.

Also spielt Wilhelm wie immer: besonnen , langsam… Und hat die Aufmerksamkeit dabei nicht nur auf die eigene Stellung, sondern beobachtet auch die Nachbarbretter. Die Ergebnisse der Konkurrenz stehen fest. Wilhelm bietet in besserer Stellung seinem DWZ-mäßig klar unterlegenden Gegner remis an…. Er hat sich ausgerechnet, dass ihm jetzt das remis zur Qualifikation reicht. Der Gegner nimmt dankbar den halben Punkt, Wilhelms Berechnungen sind richtig: Er hat sich damit für die deutschen Meisterschaften qualifiziert. Ende gut – Alles gut. Auch wenn er bei diesem Turnier “nur” vierter wurde und dieses Turnier sicherlich kein Ruhmesblatt in seiner noch jungen Karriere darstellt.

Sonntag ab 17:00 Uhr reisen dann die Altersklassen ab U12 an. Der Abend dient zum kennenlernen, wiedersehen und abhängen mit guten Bekannten. Allgemein ist der Zeitplan entspannter: 7 Runden an 6 Tagen. Die Bedenkzeit ist länger: 90 min für 40 Züge + 30 min Für den Rest + 30 sec Inkrement. Auch nutzen die “älteren” gewöhnlich ihre Bedenkzeit. Zeitplan: morgens eine Partie Schach Nachmittags und Abends Freizeitprogramm.

Alana Prendel nimmt in der Altersklasse U16w teil (Wobei die Mädels in den Altersklassen U14w bis U18w ein gemeinsames Turnier spielen) Alana ist in diesem Mädchenturnier mit ihrer DWZ 1398 auf Startrang 9 von 14 Teilnehmerinnen gesetzt. Hessenmeisterin, Pokal und Qualifikation zur Deutschen sind zwar theoretisch möglich, aber in Anbetracht der Spielstärke bei diesem Turnier völlig unrealistisch. Zielsetzung: besser spielen als letztes Jahr, ein paar DWZ gewinnen. Und: Sie hat die beiden letzten Jahre einer Favoritin einen halben Punkt abgenommen. Wenn es gut läuft würde sie dieses Jahr diese Tradition gerne beibehalten.

Montag nach dem Frühstück Runde 1: Alana darf an die Startrang 2 gesetzte Frieda von Beck (DWZ 1786) antreten. Diese Partie geht verloren. Nachmittags in Runde 2 gewinnt Alana. Abends findet zur Entspannung ein Tandemturnier statt. Alana tut sich mit Amelie Winterling (SC Ehrenberg) zusammen. Das Team landet im Mittelfeld. (Anmerkung: Die Freizeitturniere finden gemeinsam über alle Altersklassen hinweg statt, tlw. sogar einschließlich Betreuer und Trainer), also nicht nur “Mädchenkram”

Dienstag vormittag Runde 3: Alana verliert gegen Jasmin Huang. Für den Nachmittag stand Schwimmbad und Kondiblitz zur Auswahl. Ich weiß nicht, welche Wahl Alana getroffen hat. Vielleicht hat sie sich auch für weder noch entschieden und hat ihre Freizeit mit Freundinnen außerhalb der organisierten Freizeitmöglichkeiten verbracht. Aber selbst wenn ich es wüsste: Es ist ihre Privatsache. Ab 20:00 stand chess total auf dem Programm. Diese Veranstaltung ist immer ein HighLight. gespielt wird in 4er-Mannschaften. Brett 1 Blitzschach, Brett 2+3 Tandem, Brett 4 Räuberschach. Gewöhnlich nehmen hier mehr als 40 Mannschaften teil, entsprechend voll der Saal, tolle Stimmung. Alana bildet mit Amelie Winterling (SC Ehrenberg), Felicitas Osiak (Sabt Frankfurter TV) und Luisa (Nachnamen und Verein weiß ich nicht) ein Team.

Mitwoch nach dem Frühstück dann ein Remis gegen Sophie Milmann. Damit hat sie nach der Halbzeit 1,5 aus 4. Ein guter solider Zwischenstand. Nachmittags dann Kondiblitz oder Klettergarten. Nach dem Abendessen dann Teamblitz oder Bowling (U16+U18). Alana entscheidet sich zusammen mit Amelie am Teamblitz teilzunehmen. Und wie auch bei den anderen schachlichen Freizeiten landet dieses Team im Mittelfeld.

Donnerstag startet der Tag wieder richtig schön. Alana gewinnt gegen Lilly Chen. Damit 2,5 aus 5 = 50%. Nachmittags steht Fußballturnier oder Simultan auf dem Programm. Abends dann Bowling (U12+U14) oder Hand&Brain Turnier.

Freitag holt sich Alana mit einem Sieg gegen Lu Schulte-Fernandez den nächsten vollen Punkt. 3,5aus 6. Damit hat sie ihre Zielsetzung erreicht. Selbst bei einer Niederlage in der Schlußrunde hätte sie über 30 DWZ Punkte gewonnen. Nur der (un)heimliche Wunsch gegen eine Spitzenspielerin zu bestehen… In der ersten Runde hat das gegen Frieda nicht geklappt, möglicherweise kommt morgen die 2. Chance. Jetzt steht erstmal Blitzturnier oder Minigolf zur Wahl. Alana nimmt am Blitzturnier teil. Dieses Bltzturnier wird getrennt nach Altersklassen ausgetragen. Im Mädchenturnier U14-U18 starten 10 Teilnehmerinnen. Es wird doppelrundig jeder gegen jeden gespielt. In der Hinrunde holt Alana 2 Punkte, in der Rückrunde 4,5. Insgesamt also 6,5 aus 18 Partien, Platz 7 insgesamt, Platz 3 in der Altersklasse U16w. Nicht der Brüller, aber was solls. Es hat Spaß gemacht und ihr schachlicher Fokus liegt auf der Hessenmeisterschaft. Der Tag endet mit dem traditionellen Abschlußabend.

Samstag wartet die an Nummer 1 gesetzte Polina Bezsonna (DWZ 1922 SK Bad Homburg 1927) als Gegnerin. Alana hat Weiß. Alana weiß dass Polina immer Sizilianisch spielt. Und Alana hat sich auf die Partie vorbereitet (Ist bei diesem Bericht nicht so richtig rausgekommen, aber Alana ist durchaus ehrgeizig und hat an jedem Tag neben dem Freizeitvernügen die Zeit gefunden, sich auf ihre nächste Gegnerin vorzubereiten) Sie hat beschlossen, ihre Gegnerin mit einer selten gespielten Nebenvariante zu überraschen. Das hat auch alles wunderbar geklappt. Alana erspielt sich in der Eröffnung einen Stellungsvorteil. Nur fällt eine Spielerin mit DWZ 1922 nicht einfach um, weil sie nach der Eröffnung etwas schlechter steht. Alana trifft auf eine zähe Verteidigung, irgendwann schafft es Polina den Ausgleich wieder herzustellen, langsam aber sicher wird Alana in die Verteidigung gedrängt und verliert einen Bauern. Nach über 4 Stunden Spielzeit muß Alana dann doch die Waffen strecken.

In der Endabrechnung: Von Startplatz 9 gestartet, in der Schlußtabelle Platz 9. 3,5 aus 7; also 50% geholt. 7 gute Partien gehabt und dabei 38 DWZ Punkte gewonnen. Nebenbei noch mit vielen alten Bekannte/Freundinnen eine schöne Zeit verbracht und neue Bekanntschaften gemacht.

Alana und Wilhelm werden am Zentralen Lager 2026 wieder teilnehmen. Es steht aber nirgends geschrieben, dass bei diesem Turnier der SK Turm nur 2 Teilnehmer stellen darf,