Hessische U 10 Mannschaftsmeisterschaft

22.09.2024.

Wir fahren nach Bad Homburg und nehmen in der Aufstellung 1. Wilhelm Schimming, 2. Houria Bouktab, 3. Anna Leinweber, 4 Anabel Spring Garcia und 5. Gregor Schimming an der Hessischen U 10 Mannschaftsmeistershaft teil. Es wird mit Vierermannschaften gespielt – wir haben 5 SpielerInnen dabei. Der Plan: Wilhelm wird als unser klar stärkster Spieler durchspielen, die anderen 4 SpielerInnen rotieren. In der ersten Runde setzt unsere Nummer 5 (Gregor) aus, in der 2. Runde setzt unsere Nummer 4 (Anabel) aus usw.
Die Startrangliste:
Nach Startrangliste nehmen wir mit einem DWZ-Schnitt von 874 den Platz 6 ein (von 21 teilnehmenden Mannschaften). Viel Aussagekraft hat diese Einordnung allerdings nicht. Dazu einige Erklärungen für Eltern: Junge Schachspieler kann man grob in 3 Kategorien einteilen: Bei Spielern mit relativ hoher DWZ (>1000) gibt die DWZ in der Regel auch recht zuverlässig die Spielstärke an. Bei Spielern mit relativ niedriger DWZ (< 1000) stammt die DWZ meist aus nur wenigen Turnieren und ist sehr unzuverlässig. Aber immerhin haben diese Spieler einige Erfahrung, schließlich haben sie ja bereits einige Turniere mit DWZ-Auswertung gespielt. SpielerInnen ohne DWZ sind Wundertüten. Da kann sehr viel Spielstärke und Erfahrung in Schnellturnieren drin stecken (die haben halt nur noch keine Turniere mit DWZ-Auswertung gespielt), es kann sich aber auch um blutige Anfänger handeln – oder (meistens) irgendetwas zwischen diesen beiden Extremen.
Gegen die Top3-Teams TuS Makkabi Frankfurt (4 Spieler mit DWZ zwischen 1676 und 1147) SK Bad Homburg 1 (4 Spieler mit DWZ zwischen 1409 und 1031) SV Oberursel 1 (3 Spieler zwischen 1582 und 1034) werden wir nicht mithalten können. Beachtenswert auch SK Bad Homburg 2 mit einer starken und sehr ausgeglichenen Mannschaft (4 SpielerInnen zwischen 1087 und 998, darunter 3 Mädchen!). Wir brauchen uns mit einem sehr starken Spieler (Wilhelm hat immerhin DWZ 1397) und 3 DWZ-losen SpielerInnen nicht verstecken, aber um ganz oben mitzuspielen müsste das Turnier schon sehr gut für uns laufen.
Die Rahmenbedingungen:
Das Turnier wurde vom SK Bad Homburg sehr gut organisiert. Mit 21 Mannschaften war das Turnier sowohl quantitativ als auch qualitativ sehr gut besetzt. Der angestrebte Zeitplan konnte allerdings überhaupt nicht eingehalten werden. Die Ursachen für den nicht eingehalten Zeitplan sind vielfältig: Durch die starke Besetzung des Turnieres brauchte es etwas mehr Zeit, die einzelnen Runden zu starten. Es dauerte länger als angenommen bis alle Spieler die Rundenauslosung gelesen haben, sich ans richtige Brett begeben haben und Turnierruhe einkehrt. Dann müssen vor Rundenbeginn die Eltern und Betreuer den Turniersaal verlassen – und bei so vielen Mannschaften gibt es auch sehr viele Eltern und Betreuer die Richtung Ausgang strömen, was die Prozedur nicht beschleunigt. Bei den meisten U10 Turnieren spielen die Spieler viel zu schnell – Durch die sehr starke Beteiligung bei diesem Turnier gab es in jeder Runde einige Begegnungen bei der die Bedenkzeit bis zur letzten Sekunde ausgereizt wurde. Erfreulich – trägt aber nicht zur Beschleunigung bei. Der Erlenbachhalle ist ein weitläufiger attraktiver Spielplatz angeschlossen. Für die Kiddis ist das super um sich nach jeder Runde optimal auszuspannen, aber vor jedem Rundenbeginn müssen mehrere Betreuer in dem weitläufigen Gelände erst einmal ihre Spieler einsammeln. Mit einem Satz: Optimale Spielbedingungen haben die Einhaltung des Zeitplanes verhindert.

Der Turnierverlauf:
Genauso wie sich eine Schachpartie in drei Abschnitte (Eröffnung, Mittelspiel, Endspiel) einteilen lässt, lassen sich (zumindest manchmal) auch Schachturniere in 3 Abschnitte einteilen
Die Eröffnung ( Runde 1-3)
Die erste Runde gegen die VSG Offenbach 2 gewinnen wir mit 3: 1. In der zweiten Runde trennen wir uns vom SK Bad Homburg 3 mit einem 2:2, In der dritten Runde führen wir gegen SV Hofheim 1 mit 2:1, Wilhelm erzwingt in besserer Stellung das Remis und sichert so den 2,5:1,5 Mannschaftssieg. Damit haben wir uns nach 3 Runden mit 5:1 Mannschaftspunkten bis auf Tabellenlatz 4 vorgeschoben. Jetzt geht es erstmal in die Mittagspause (ursprünglich nach Runde 4 geplant, aber wir liegen schon 1 Stunde hinter dem Zeitplan). Während der Mittagspause müssen wir unseren Rotationsplan über den Haufen werfen: Gregor (5 Jahre) möchte aus dem Turnier aussteigen und nur noch die Freizeitmöglichkeiten genießen.
Das Mittelspiel: (Runde 4-6)
Die bisherigen Gegner waren nicht schlecht, aber jetzt haben wir uns so weit nach vorne gespielt, dass an den Top-Mannschaften kein Weg vorbeiführt. In Runde 4 ( SV Oberursel 1) kann Wilhelm am Spitzenbrett gegen Jonas Lui (DWZ 1582) ein Remis holen, aber unsere Mädels werden gnadenlos überspielt. Runde 5 beschert uns SK Bad Homburg 2. Ja, die ausgeglichene Mannschaft mit ebenfalls 3 Mädels und alle mit vierstelligen DWZ. Wilhelm braucht mit seinem knapp 1400 keine Angst haben und holt einen sauberen Sieg. Unsere Mädels können sich mit den hessischen Spitzenspielerinnen noch nicht messen. Immerhin gelingt es Anna einen Achtungserfolg zu erringen: Ihr gelingt es tatsächlich gegen Aurelia Wolf eine deutlich bessere Stellung zu bekommen und ihre Gegnerin ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Aber da, wo „normale“ Spielerinnen einfach verlieren, wirft Aurelia ihre ganze Erfahrung und Routine einer Hessischen Kaderspielerin in die Waagschale. Sie verteidigt sich gut, ihre Uhr läßt sie dabei unbeeindruckt bis auf 15 Sekunden ablaufen und wirft dann mit völliger Ruhe im 5 Sekundentakt (Bedenkzeit 15min + 5 sec Inkrement!) brauchbare Züge aufs Brett. Anna, die hier ihr erstes Mannschaftsturnier spielt, läßt sich durch dieses Schnellfeuer regelrecht schwindlig spielen. Endergebnis: wir verlieren mit 1:3.
Nach diesen deutlichen Niederlagen läßt die Motivation in der Mannschaft doch etwas nach. Bisher war die Mannschaft der felsenfesten Überzeugung, wir werden vielleicht nicht ganz vorne mitspielen können aber gehören ganz klar in die vordere Tabellenhälfte – und vielleicht können wir uns ja doch unter die ersten 3 platzieren… Jetzt kommen Zweifel auf: gehören wir wirklich in die vordere Tabellenhälfte? Vor der nächsten Runde ist etwas „psychologische Aufbauarbeit“ notwendig. In Runde 6 treffen wir auf den SC Bad Nauheim. Diese Mannschaft ist in Schlagweite, aber es gelingt nicht ganz. Wir verlieren wieder mit 1:3. Diesmal ist es aber nicht Wilhelm, der den Ehrenpunkt holt. Wilhelm verliert seine erste Partie, Houria gewinnt an Brett 2.
Das Endspiel:
Nach den letzten 3 Niederlagen befinden wir uns mit 5:7 Mannschaftspunkten das erste Mal in diesem Turnier unter der 50%-Marke. Wir brauchen einen Aufbaugegner – und kriegen ihn auch: SV Hofheim 2. Wir haben in Runde 3 die erste Mannschaft vom SV Hofheim besiegt, da sollten wir doch gegen Hofheims zweite Mannschaft Punkte holen. Die Motivation ist wieder voll da: Wir erspielen unser erstes 4:0. Die Runde 8 beschert uns mit dem SK Gründau eine anspruchsvolle, aber machbare Aufgabe. Nach hartem Kampf können wir 3:1 gewinnen. Mit 9:7 befinden wir uns im Zwischenstand auf Platz 7. Die Medaillenränge sind zu weit weg, aber mit einem Schlußrundensieg sich vielleicht noch auf Platz 5 verbessern? Die Auslosung setzt uns an Tisch 1 gegen SK Bad Homburg 1. Da ist nichts zu machen. Unsere Mädels wehren sich gut, aber doch vergeblich. Wilhelm erreicht am Spitzenbrett remis und verhindert damit das drohende 0:4.
Das Endergebnis:
Wir erreichen mit 9:9 Mannschaftspunkten den 9. Platz von 21 Mannschaften. Wilhelm hat mit 6,5 aus 9 (5 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage) ein hervorragendes Ergebnis am Spitzenbrett erzielt. Houria´s 5 aus 9 am zweiten Brett liegen auch über den Erwartungen.
Aber es gibt auch Erfolge, die sich nicht an der Tabelle mit Punkten und Plätzen ablesen lassen. Die Mannschaft ist zusammengewachsen. Die SpielerInnen haben nach den Runden 4 und 5 die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist eine positive Mannschaftsmoral aufrecht zu halten, auch wenn die Ergebnisse nicht so sind wie erhofft. In Runde 5 sind wir gegen die Mädels vom SK Bad Homburg gelost worden. Die sind wirklich sehr gut, aber nicht unbezwingbar. Spätestens bei den nächsten Hessischen Mädchenmannschaftsmeisterschaften gibt’s ein Wiedersehen. Anna hat am eigenen Leib gegen Aurelia Wolf erfahren, wie entscheidend auch Routine und Erfahrung sind. Und last but not least: Sowohl Spieler als auch den Betreuern hat dieses Turnier Spaß gemacht und positiv verbucht.

Nachtrag:

Inzwischen hat auch die Hessische Schachjugend einen Turnierbericht veröffentlich. Hier sind auch detaillierte Tabellen zu finden.