Am vergangenen Wochenende spielte die zweite Mannschaft – begünstigt durch die Spielverlegung am dritten Spieltag – ihr erstes Auswärtsspiel.
Der Gegner war der (von der Tabellensituation her) Abstiegskandidat aus Alsfeld.
Jedoch musste die zweite Mannschaft diesmal gleich mehrere Ausfälle verkraften.
Somit spielte man hier in eher ungewohnter Aufstellung. Dennoch war der Plan klar: Hinten punkten und vorne nicht verlieren. Eine Niederlage wollte man um jeden Preis vermeiden und auch auf mehr hoffte man natürlich nach den guten Auftritten aus den letzten Spielen.
Den Beginn dieses Mannschaftskampfes machte Ingo Kehres an Brett 5.
Aus der Skandinavischen Verteidigung entwickelte sich eine insgesamt recht ausgeglichene Partie, in der beide Spieler ihre Angriffspunkte gefunden haben. Nach …16 b6 kam es dann zu dieser später entscheidenden Stellung:
Hier hätte Ingo mit den weißen Steinen laut Engine Td4 spielen sollen um den König an den Springer zu binden. Er entschied sich jedoch für den Zug 17. Tf4.
Hier hätte der Alsfelder Spieler die Drohung von Txf7 allerdings noch mit 17…Se5 abwehren können. Nach 18.Te1 Lg5 19.Tb4 Sxf3+ hätte die Stellung dann sogar eine Bewertung von -2,3 gehabt, wäre jedoch auch sehr kompliziert zu spielen gewesen.
Jedoch entschied sich der Alsfelder für den intuitiven Zug 17… Kb7? um den Läufer zu „gewinnen“. Hier konnte Ingo dann seinen Plan umsetzen und ließ sich mit 18.Txf7 The8 19.Txg7 Kxa7 20.Lxc6 den Vorteil nichtmehr nehmen:
Es wurden zwar noch vier Züge gespielt, hier passierte jedoch nichts mehr von Bedeutung und Schwarz gab auf.
Somit stand es 1-0 für Hersfeld.
Die Fortsetzung folgte durch Philipp Schäfer an Brett 6.
Sein Gegner war ein richtiges Überraschungspaket, hatte er doch erst seit zwei Wochen eine Spielgenehmigung für Alsfeld und machte hier seine erste Partie.
Dafür spielte er auch sehr gut, doch Philipp war an diesem Tag auf noch einem ganz anderen Level. Beide Spieler kamen ohne Fehler ins Mittelspiel. Doch dann machte der Alsfelder den vielleicht nicht sofort offensichtlichen Fehler 18. Se4 und es folgte diese Stellung:
Bestimmt nicht jeder hätte hier als Schwarzer direkt die Lösung gefunden, doch Philipp sah direkt 18…f5 19.Sd2 f4 20.De1 f3 21.Kh2 fxg2 und zerpflückte die Weiße Königsstellung. Bis zu Zug 26(!) fand er mit einer Ausnahme immer den Enginezug und das in überraschend kurzer Zeit.
Ein ganz starkes Spiel also!
Nachdem nun der Alsfelder hier
den Fehler 27.Tf1-g1 gemacht hatte, konnte Philipp sogar noch mit 27…Tf3 28.Tg3 Txe3 die Dame gewinnen. Der Alsfelder spielte zwar noch etwas weiter, musste sich jedoch schlussendlich geschlagen geben.
2-0 für Hersfeld und alles lief nach Plan – bis hierher.
Und es sah auch alles danach aus, als sollte es so bleiben:
Alana Prendel – diesmal am Spitzenbrett – konnte sich durch konzentriertes Spiel ohne größere Fehler einen guten Angriff auf die gegnerische Königsstellung erspielen.
Diesen hatte der Alsfelder wohl unterschätzt und kam nach 25… Lb7 in folgende Stellung:
Sein Plan war hier wohl die Läufer zu tauschen und friedlich in Richtung Remis zu laufen.
Aber nicht mit Alana, die hier den starken Zug 26.f6 fand.
Es folgte 26…g6 27.Txg6+ Kh7 28.Tg7+ Kh8 29.Tf5 Tg8 und nach dem Generalabtausch der Leichtfiguren und eines Turms konnte Alana mit 32.Txe5 den zweiten Bauern gewinnen:
Es sah also alles nach einem Durchmarsch aus.
Um das Geschehen besser darzustellen möchte ich hier kurz an Brett 2 springen.
Wolf Hajo Baschin-Iber spielte hier eine relativ unspektakuläre Partie der französischen Verteidigung, in der beide Seiten nicht viele Angriffspunkte zuließen.
Jedoch konnte er sich zum Ende hin einen leichten Vorteil erspielen (zuvor wurden hier auf d3 die Damen getauscht und die Bewertung ging von 0,0 auf -0,83) und konnte dies in dieser Stellung auch am Brett so einschätzen:
Normalerweise hätte er diese Stellung auch gerne weitergespielt, allerdings war zu diesem Zeitpunkt die oben aufgeführte Stellung bei Alana. Da in der Situation ein Sieg Alanas wahrscheinlich war, einigte er sich hier mit seinem Gegner auf Remis. Die 3,5 Punkte, die zum Sieg reichen würden, schienen sicher.
Doch leider kam es anders.
Alana setzte den Angriff weiter fort und kam schließlich mit 39.Tc7 in diese Stellung:
An dieser Stelle sah sie leider Geister und der Alsfelder spielte 39…Td4+ 40.Ke3 Td5.
Alana wollte hier den Bauern auf e5 nicht aufgeben. Und somit bekam der Alsfelder sein „Dauerschach“ und die gewonnene Partie endete plötzlich unerwartet im Remis.
Sicherlich ärgerlich, allerdings ist das nunmal manchmal so im Schach. Die Angst dann noch zu verlieren war hier größer. Einen Vorwurf wollte und kann Alana hier aber niemand machen.
Doch nun stand es nur 3-1.
Und es sollte leider nichtmehr besser werden.
An Brett 4 spielte der kurzfristig eingesprungene Michael Vöcking mit seiner Gegnerin eine wilde Partie in der beide kleinere Chancen liegen ließen.
Den entscheidenden Fehler machte jedoch leider Michael, indem er in dieser Stellung
22… Thd8 spielte.
Seine Gegnerin sah hier, dass sie den Läufer auf e5 nehmen konnte und auf 23.Sxe5 folgten dann noch 23…Td2 24.Dxc4 Txb2 und 25. Dxb5.
Michael musste sich geschlagen geben.
Alle Hoffnungen noch mit mehr als einem Punkt nach Hause zu fahren lagen somit auf Denis Kapustjan an Brett 3.
Beide Spieler spielten hier eine sehr konzentrierte Partie mit lediglich leichten Vorteilen für den Alsfelder Spieler mit den schwarzen Steinen.
Mit 23… Sxh3+ machte jedoch der Alsfelder den ersten größeren Fehler und drehte den Vorteil zu seinen Ungunsten um:
Denis verteidigte hier richtig mit 24.gxh3 Lxh3 25.Sg3 und erkannte diesen Angriff richtig als Blendfeuer.
Seinen leichten Vorteil gab er jedoch durch diverse Abtauschmanöver wieder her und so stand nach dem Ende aller anderen Partie folgende Stellung auf dem Brett:
Auch wenn die Engine hier +0,1 sieht, so ist die Stellung keineswegs einfach zu spielen und der Alsfelder wusste mit 31… Lxg3 auch gleich Druck aufzubauen.
Dies ist zwar nach Engine nicht der beste Zug, allerdings sah sich Denis nach 32.fxg3 Te2 doch mehr unter Druck.
Und leider hatte dies tatsächlich Erfolg, denn nach den Zwischenzügen 33.Lf2 Kf7 wollte Denis hier mit seinem König über h2 ausbrechen. Dabei übersah er jedoch 34… Le6
Somit war der Läufer praktisch verloren.
Denis versuchte hier noch einen Gegenangriff über 35. Txb6, allerdings spielte der Alsfelder hier konsequent weiter mit 35… Txf2+ 36. Kg1 Txf3 37.Tg7+ Kg6 38.Txa7 Lc8 39.Kg2 Tb3 40. Ta8 und eliminierte hier das letzte Gegenspiel von Denis mit 40… Lxa6.
Es folgten noch einige Züge im Kampf um die Bauern, doch letztlich war die Partie nun verloren.
Endstand also 3-3.
Am Ende sicherlich sehr unglücklich, allerdings macht der Verlauf der Partien Mut für die kommenden Begegnungen. Und auch unsere Reserve muss sich hier keineswegs verstecken.
Wichtig ist am Ende der Punkt, der im Abstiegskampf uns jetzt schon mehr hilft als den Alsfeldern.
Die wichtigen Partien gegen Burghaun und Ehrenberg stehen für uns noch aus.
Die nächste Partie ist nun erst im neuen Jahr gegen die Erste von „Landeck“ Schenklengsfeld.
